Aus der Begründung der Jury: „Die Jury sieht in Shida Bazyars Schreiben Ernst Tollers Anspruch an eine politisch engagierte, aber formal und ästhetisch anspruchsvolle Literatur eindrucksvoll umgesetzt. Bazyars Texte zwingen die Leser:innen zu Perspektivenwechseln. Wo sie sich unversöhnlich geben, fordern sie Empathie ein, wo sie provozieren, verlangen sie Anerkennung und Aufmerksamkeit für jene, denen diese meist verwehrt bleibt. Dabei verlässt Bazyar sich nicht auf die Wirkung moralischer Haltungen und die unbestreitbare Relevanz gesellschaftspolitischer Anliegen, sondern auf die Stärke ihrer literarischen Mittel. Sie spielt mit Form, Perspektive und narrativen Strukturen und erzeugt dabei einen Reflexionsraum, in dem die Gewissheiten der Leser:innen auf die Probe gestellt werden.“
ÜBER SHIDA BAZYAR
Shida Bazyar ist 1988 in Hermeskeil (Rheinland-Pfalz) geboren, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und zog anschließend nach Berlin, wo sie, neben dem Schreiben, viele Jahre in der Jugendbildungsarbeit tätig war. In ihrem 2016 erschienenen Debütroman Nachts ist es leise in Teheran (Kiepenheuer & Witsch) erzählt sie die Geschichte einer iranisch-deutschen Familie, die ihren Anfang 1979 in Teheran nimmt und den Bogen spannt bis in die deutsche Gegenwart. Bazyar betont, dass der Roman zwar autobiografische Züge habe (als politische Aktivisten flohen Bazyars Eltern 1987 aufgrund der Auswirkungen der Islamischen Revolution aus dem Iran), aber keine Familienbiografie sei. Der Roman, der 2017 beim Lesefestival „Stuttgart liest ein Buch“ gelesen und besprochen wurde, wurde u. a. mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis ausgezeichnet.
Bazyars zweiter Roman, Drei Kameradinnen erschien im Frühjahr 2021 (ebenfalls bei Kiepenheuer & Witsch) und stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Das Buch über die Kindheitsfreundinnen Hani, Kasih und Saya, die beim Versuch, an alte Zeiten anzuknüpfen, nicht abschütteln können, was jetzt so oft ihren Alltag bestimmt: die Blicke, die Sprüche, Hass und rechter Terror, wurde von der Kritik als „eindringliches Porträt (post-)migrantischen Lebens in Deutschland“ (der Freitag) und als eine „umfassende Anklage“ (FAZ) gelobt. Shida Bazyar ist Gründungsmitglied des PEN Berlin.
WERKE
Nachts ist es leise in Teheran. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016; Drei Kameradinnen. Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2021.
AUSZEICHNUNGEN UND STIPENDIEN (AUSWAHL)
2016: Kulturförderpreis der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover für Nachts ist es leise in Teheran; 2016: Ulla-Hahn-Autorenpreis; 2016: Das Debüt: Bloggerpreis-fuer-literatur; 2017: Uwe-Johnson-Förderpreis; 2021: Longlist zum Deutschen Buchpreis mit Drei Kameradinnen
Weitere Informationen zur Autorin finden Sie auf der Website des Verlags: https://www.kiwi-verlag.de/autor/shida-bazyar-4001127